Unser Bus startet am Sonntagmorgen pünktlich um 06:30 Uhr vom Flixbus-Terminal in Frankfurt. 25 Reisende, unsere Reiseleiterin Alexandra Praml (genannt Alex), Busfahrer Joachim Slanina nebst Ehefrau Elke werden vom Chef höchst persönlich verabschiedet!
Nach staufreier Fahrt mit leckerem Frühstücksbuffet in einem Hotel in Hennef erreichen wir den Fährhafen in Amsterdam. Schnell und reibungslos sind Bus und Menschen untergebracht und die ersten Kontakte werden bei herrlichem Sonnenschein in der Skybar auf Deck 11 geknüpft. Nach einem köstlichen Abendessen vom Buffet suchen einige den Dutyfree-Shop auf und landen schnell beim reichhaltigen Whisky-Sortiment, das auch großzügig probiert werden kann und wo Alex schonmal „Reiseproviant“ einkauft.
Am nächsten Morgen legen wir in Newcastle upon Tyne an und die Uhren werden eine Stunde zurückgestellt. Gestärkt vom reichhaltigen Frühstücksbuffet verlassen wir die Fähre und fahren - nunmehr auf der linken Seite - dem ersten Programmpunkt unserer Reise entgegen: Gretna Green.
Die 30 Minuten Aufenthalt reichten für die „Besichtigung“ und ein paar Fotos dieses Touristen-Hotspots. Jürgen, einer unserer drei Quotenmänner, hielt – mit Genehmigung seiner Frau! - tapfer als Fotomodell für die allein reisenden Damen her!
Am meisten hat mich die Toilettenanlage beeindruckt, die wie eine kleine Hochzeitskapelle gestaltet ist.
Um 14:30 kommen wir in Glasgow an, der Stadtführer ist zugestiegen und wir fahren mit ihm durch die verkehrsreiche Stadt. Erster Stopp: die St. Mungo Kathedrale mit der Glasgow Necropolis, einem etwas erhöht liegenden, alten Friedhof mit beeindruckenden Grabmalen und schöner Aussicht auf die Stadt. Der nächste längere Halt ist am Verkehrsmuseum, in dem alle nur erdenklichen Arten von Fortbewegungsmitteln ausgestellt sind, wozu offensichtlich auch Kinderwagen gehören! Zum Abschluss fahren wir noch zum Glasgow Green, einem großen Park.
Unser Hotel für die erste Nacht auf schottischem Boden liegt etwas außerhalb von Glasgow. Die Begrüßung durch einen Dudelsackspieler ist allerdings das einzig Schottische, das dieses Hotel auszeichnet. Ansonsten ist es voll in indischer Hand und das Personal scheint keine allzu große Lust auf Gäste zu haben. Hier lernen wir sogleich etwas für den Rest unserer Reise. Die Getränke holt und bezahlt man direkt an der Bar, auch die, die man zum Essen trinken möchte. Kartenzahlung wird bevorzugt, teilweise geht Barzahlung gar nicht, da kein Wechselgeld vorhanden.
Als wir nach dem Essen noch auf einen Absacker in der Bar sitzen, verabschiedet sich das Personal gegen 22:00 Uhr und ab sofort sind wir allein in dem Hotel!
Am nächsten Morgen geht es um 09:00 weiter. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Falkirk Wheel, ein Schiffshebewerk. Eine technische Meisterleistung, die wir sogar in Aktion bewundern konnten. Es ist schwer zu beschreiben, wie das funktioniert, man muss es einfach gesehen haben! Danach noch ein kurzer Fotostopp bei den sagenhaften Kelpies. Ein Kunstwerk aus Metall, das zwei pferdeähnliche schottische Wasserwesen darstellt.
Weiter geht die Fahrt durch die Lowlands zum Loch Lomond, wo wir auch unsere nächste Übernachtung in der wunderschönen Lodge on Loch Lomond haben.
Dort begeben wir uns dann am Nachmittag auf eine wunderschöne Schiffstour über den See, ganz exklusiv für unsere Gruppe. Das Wetter wird zusehends schöner und wir genießen die herrliche Natur und die Berge rundherum. Sogar Seeadler wurden gesichtet! Hier ist dann auch Zeit für den ersten Umtrunk mit dem Whisky, den Alex auf der Fähre besorgt hat. Bei unserer Rückkehr an den Steg können wir eine echte schottische Hochzeitsgesellschaft bewundern, die dort gerade für Fotos posiert. Alle Männer zünftig in Kilts!
Nach der Bootsfahrt ist noch etwas Zeit für einen Spaziergang durch das hübsche Örtchen Luss, bevor wir dann beim Abendessen im Hotel die berühmte Haggis-Zeremonie erleben. Unter den Klängen eines Dudelsackspielers wird der Haggis hereingetragen und nach der mit viel Inbrunst vorgetragenen Rezitation eines schottischen Gedichts zerteilt. Als Teil des Abendessens dürfen wir ihn dann auch probieren und den meisten hat er sehr gut geschmeckt.
Am Mittwochmorgen geht um 09:00 Uhr los in Richtung Highlands. Unterwegs im Bus erzählt uns Alex immer wieder in wohldosierten Häppchen etwas über Schottland. Sei es über Land und Leute oder die wechselvolle, teils sehr blutrünstige Geschichte, bei der es häufig um Kämpfe zwischen den herrschenden Clans ging.
Bei einem kurzen Fotostopp an der Straße haben wir einen prima Rundum-Blick und die dunklen Wolken unterstreichen perfekt die Atmosphäre. Es sind auch einige schottische Tourbusse unterwegs und deren Guides tragen alle Kilts. Wir schlagen das unserem Busfahrer ebenfalls vor, aber er meint, das würde der Chef nicht bezahlen!
Unser nächster Halt führt uns ins Glencoe Visitor Centre, wo wir bei einem Rundgang einiges über Flora, Fauna und Geschichte dieses Teils der Highlands lernen können und wo auch ein echtes zu Torfhaus besichtigen ist.
Nach einer Stunde geht die Fahrt weiter Richtung Fort William. Zunächst aber folgt der nächste Programmpunkt, eine Fahrt mit der Nevis Range Mountain Gondola, der einzigen Gondelbahn in UK. Bis auf 650 m Höhe erklimmen wir so bequem in 15 Minuten den Aonach Mòr. Dort befindet sich im Winter ein Skigebiet, im Sommer kann man wandern.
Leider ist die Sicht an diesem Tag eher bescheiden und wir können den benachbarten Ben Nevis, der mit 1345 m der höchste Berg Großbritanniens ist, nicht sehen. Als es dann auch noch zu regnen beginnt, ziehen die weniger „Harten“ unter uns den Einkehrschwung in die höchste Bar in UK einem feuchten Spaziergang vor. Heiße Schokolade mit Whisky. Ein echtes Highlight!
Ca. 2 Stunden später geht es zu einem weiteren Fotostopp, dem Neptune´s Staircase. Dies ist eine Schleuse im Caledonia Canal mit sieben Stufen. Wir konnten sogar ein Schiff im Auf- bzw. Abstieg sehen. In den 45 Minuten, die wir dort verweilten, war nicht einmal eine Staustufe geschafft.
Abends im Hotel in Fort William versammelten wir uns vor dem Essen alle in der Bar, wo Alex uns das Haggis-Gedicht vom Vorabend auf Deutsch vorliest.
Am Donnerstag, den 19. Juni schlägt die Stunde der Early Birds! Bereits um sieben Uhr starten wir – mit Lunchpaketen ausgestattet – unsere Weiterreise. Nach einem kurzen Fotostopp am Glenfinnan Viadukt (der weltberühmten „Harry-Potter-Brücke“) geht es um 08:40 Uhr von Mallaig aus mit der Fähre in 50 Minuten hinüber nach Armadale auf der Insel Skye. Dort führt uns der Weg zunächst zum „Old Man of Storr“, einer imposanten Felsspitze, zu der es natürlich auch wieder eine Geschichte gibt. Der nächste Halt dient nicht nur dem Fotografieren der beeindruckenden Aussicht über die Insellandschaft der Hebriden, sondern auch der leiblichen Stärkung. Unser erstes „Picknick with a view“ wird liebevoll als kleines Buffet von Joachim und Elke auf zwei Klapptische gezaubert.
Danach geht es nach Portree, dem hübschen Hauptort der Insel Skye. Eine Stunde ist hier Zeit zur freien Verfügung, die leider nur allzu schnell vergeht. Aber es wartet ja noch ein weiterer Programmpunkt auf uns: das Eilean Donan Castle. Hier haben wir genügend Zeit, so dass jeder in seinem Tempo und ganz nach persönlichem Interesse das Schloss oder auch das angeschlossene Café erkunden kann. Im Schloss fühlt man sich auf einem Rundgang durch originalgetreu ausgestattete Wohnräume in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Das Beste ist die Küche, in der sowohl die typische Geräuschkulisse als auch die entsprechenden Düfte eine sehr authentische Atmosphäre erzeugen.
Übrigens gibt es in Schottland keine Sehenswürdigkeit – und sei sie auch noch so klein – ohne den obligatorischen Gift Shop! So auch hier. Das Sortiment ist durchweg das gleiche: Kariertes in allen Formen, Farben und für jeglichen nur denkbaren Verwendungszweck, Walkers Short Bread, Whisky, Tassen, Gläser, etc. mit entsprechenden lokalen Aufdrucken.
Heute und morgen übernachten wir im Hotel Loch Ness Lodge in Drumnadrochit. Eindeutig das urigste der schottischen Hotels! Karo, wohin das Auge blickt, und ein Barkeeper, der uns sehr an Butler James aus „Dinner for one“ erinnert und genauso „verpeilt“ ist! Da das Wetter inzwischen richtig schön und warm geworden ist, sitzen wir nach dem Essen noch mit dem einen oder anderen Getränk draußen und haben viel Spaß.
Am nächsten Vormittag geht es weiter in den Norden, die Besichtigung der Glenmorangie Whisky-Destillerie steht auf unserem Plan. In zwei Gruppen werden wir durch die Showrooms geführt, in denen uns die Stadien bis hin zum fertigen Whisky erläutert werden. Danach dürfen wir zwei der dort produzierten Whiskys probieren und wer möchte, kann auch etwas im - Sie ahnen es schon! - dazugehörigen Shop kaufen.
Unaufhaltsam nähern wir uns sodann dem nördlichsten Punkt unserer Reise, dem Dunrobin Castle. Auch hier findet die Besichtigung wieder auf eigene Faust statt. So kann man bei Bedarf auch etwas zu Mittag essen. Das Schloss bietet dem Besucher wundervoll ausgestattete Räumlichkeiten und einen großen Garten, über den hinweg man auf das Meer blickt. Die Interessierten unter uns haben Gelegenheit, sich im Schlossgarten eine Greifvogelschau anzusehen. Das Wetter meint es auch heute sehr gut mit uns und somit herrscht allenthalben eitel Sonnenschein!
Am Samstag geht es als erstes nach Inverness, wo wir individuell in leider nur 50 Minuten einen Mini-Eindruck von der Stadt bekommen. Hier sieht man die typisch schottischen Häuser mit ihren zahlreichen Kaminen. Für jede Feuerstelle im Haus einer. Gerne hätten wir dort länger verweilt, aber das Programm ist straff und der nächste Höhepunkt nicht mehr fern.
Nach knapp zweistündiger Fahrt durch die gebirgige Landschaft des Cairngorms Nationalpark erreichen wir die Schaffarm, auf der wir einer Hütehunde Vorführung beiwohnen dürfen. Der Schäfer erläutert uns, wie er seine 18 Border Collies aufzieht und zu Hütehunden ausbildet. Eine große Rolle bei der Arbeit mit den Schafen spielt eine kleine Pfeife, mit der der Schäfer – in Kombination mit gerufenen Kommandos – die Hunde dazu bringt, die Schafe wie gewünscht zu „hüten“. Er zeigt uns auch, wie er mit der an einer Schnur hängenden Pfeife, die er vor den Augen eines Schafs hin und herpendeln lässt, dieses hypnotisiert. Somit ist es ruhig und er kann es mit einer Schere scheren. Auch einige Zuschauer versuchen sich in der Schafschur. Zum Schluss werden noch drei Wochen alte Hundebabys herbeigeholt und die kleinen Hündchen wandern von Arm zu Arm der begeistert fotografierenden Zuschauer.
Danach bietet sich hier auf der Farm die Gelegenheit für ein weiteres Picknick und einen weiteren kleinen Umtrunk aus Alexandras Whiskyflasche.
Und schon geht unsere Fahrt weiter zum malerischen Örtchen Pitlochry, wo wir eineinhalb Stunden Zeit für einen individuellen Bummel haben. Auf einem kleinen Platz lausche ich einem Geschwisterpaar, das sich mit Dudelsack und Trommel in seinen Semesterferien musikalisch ein wenig Geld verdient. (Das erzählte mir der stolze Vater, der neben mir auf der Bank saß!)
Danach geht es zügig weiter nach Perth, wo wir die nächsten beiden Nächte im Holiday Inn Express Hotel wohnen.
Nach dem Abendessen ziehen einige von uns noch in den benachbarten Pub auf einen gemütlichen Absacker – aufgrund des guten Wetters sogar im Freien!
Der Sonntag ist ganz der Besichtigung Edinburghs gewidmet. Da das Hotel in Perth leider recht weit entfernt ist, starten wir nach ca. einer Stunde Anfahrt um 10:00 Uhr unsere Erkundung mit Tanja, einer deutschen Stadtführerin. Zunächst drei Stunden per Bus mit mehreren Stopps, so z.B. am Hafen, wo wir die Royal Yacht Britannia liegen sehen, die heute ein Museum beherbergt. Auch in den Stadtteil Leith mit seinem langen Strand führt uns unsere Tour.
Das Wetter ist an diesem Tag recht wechselhaft und es regnet immer wieder. Leider auch während der letzten Stunde unserer Führung, die wir zu Fuß in der Altstadt absolvieren. Aber wir sind gut gerüstet mit Regenjacken und Schirmen und lauschen trotz allem aufmerksam Tanjas interessanten Ausführungen.
Danach haben wir vier Stunden Zeit zur freien Verfügung, die jeder ganz nach seinem Geschmack verbringt.
Und wie eigentlich an jedem Tag kommt nachmittags die Sonne heraus! Um 18:00 treffen wir uns alle wieder zum Abendessen im „Beehive Inn“, einem schönen alten Pub.
Am Montag beginnen wir unsere Rückfahrt nach Newcastle zur Fähre, aber natürlich nicht ohne einen weiteren Programmpunkt: Jedburgh Abbey, die Ruine eines Augustinerklosters im schottischen Borderland. Nach individueller Besichtigung der Ruine mit einem kleinen angeschlossenen Museum und dem benachbarten Friedhof stärken wir uns ein letztes Mal bei einem Picknick à la Slanina, trinken den letzten Whisky aus Alexandras Vorrat und versammeln uns zum Gruppenbild.
Schon bald danach erreichen wir die schottisch-englische Grenze und können bei einem kurzen Fotostopp ein letztes Mal den Blick über diese weite, völlig unbesiedelte Landschaft schweifen lassen. Am Grenzstein heißt es „Bye Bye Scotland – Hello England!“
Um 15:00 sind wir auf der Fähre und nach dem Check-in ist Zeit für einen Umtrunk in der Skybar oder Shopping im Dutyfree-Shop, bevor es dann wieder an das leckere Buffet geht. Bei Livemusik in der Bar klingt unser letzter Abend langsam aus.
Am nächsten Morgen geht es dann von Amsterdam aus wieder zurück nach Frankfurt. Wir haben Glück und nur ganz wenig Stau und erreichen wohlbehalten um 18:00 Uhr den Frankfurter Hauptbahnhof.
Eine eindrucksvolle Reise ist zu Ende und wir alle bedanken uns ganz herzlich bei unserem Fahrer Joachim, seiner Frau Elke und - last but not least – unserer wunderbaren Reiseleiterin Alexandra. Vielleicht auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr auf der Südengland-Reise!
von Doris Poeppel